Film des Monats

Sa. 6.9.14 22 Uhr: „Jagdszenen aus Niederbayern“

Jagdszenen aus Niederbayern

D 1969, 88 min., sw, Regie+Drehbuch Peter Fleischmann; mit Martin Sperr, Angela Winkler, Hanna Schygulla, u.a. Nach einem 1965 ersch. Volksstück von Martin Sperr.

Nach längerer Abwesenheit kommt der 20-jährige Mechaniker Abram zu seiner Mutter in sein Heimatdorf in Niederbayern zurück. Beide sind keine Einheimischen, und man lässt sie dies spüren. Erschwerend hinzu kommt, dass Abram schwul ist und dadurch endgültig zum Außenseiter abgestempelt ist. Die als „Hure“ verschrieene Hannelore ist der einzige Mensch, der ihm Verständnis und Zuwendung entgegenbringt. Derweil steigern sich die Vorurteile der Dorfbewohner zu blankem Hass, der sich bald zu einer Art ‚Menschenhatz‘ ausweitet. Abram versucht fluchtartig, das Dorf zu verlassen, doch es ist bereits zu spät. Es kommt zum Streit mit Hannelore, bei dem Abraham die junge Frau im Affekt tötet. Der Dorfpöbel gerät in Rage, die Jagdszenen in Niederbayern beginnen. Abram wird gefangen und wie ein Tier ausgestellt, während die Dorfgemeinde fröhlich feiert.

„Gebt mir nicht die Schuld. Ich hab gemacht was ich konnte. Ich hab meinen Jungen geschlagen bis er grün und blau war, hab ihn stundenlag in den Schrank gesperrt, und trotzdem ist ein Perverser aus ihm geworden…“  (O-Ton, aus einer Rezension)

„Eine polemische Entmythisierung verlogener Heimatfilmklischees, verbunden mit einer sarkastischen Beschreibung dumpfer Provinzmentalität, die als Keimzelle politischer Repression erscheint. ..“
[Lexikon des Internationalen Films]

„Fleischmann hat die Szenerie des deutschen Heimatfilms wiederentdeckt. Aber Personal und Dekorationen sind gründlich verändert. Neben den Berufsschauspielern stehen Laien vor der Kamera, das Milieu wird mit kräftigen Strichen gezeichnet. Dabei ist der Regisseur nicht ganz der Gefahr entgangen, sein Dorf als Panoptikum, die Dörfler als abnorme Monstren zu zeichnen. Doch ganz deutlich wird die bornierte Engstirnigkeit, die Mechanik des Konformismus, die den „Andersartigen“ ausstößt und jagt. Deutlich werden die Brutalität grobschlächtiger Witze, Unbelehrbarkeit, Vorurteile.“
[Reclams Filmführer]

Inhaltsangabe und Zitate aus Wikipedia.

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